Klostergespräche Münster greifen das Thema Sparen auf

„Kann man sich eigentlich Vorträge sparen, die sich fragen, ob man sich das Sparen sparen könne?
Wem könnte man ein „Klar doch!“ auf diese merkwürdige Frage verdenken, noch dazu, wenn die Sonne zum Terrassen- und Biergartenstudium einlädt.

Dennoch sind am 20. April 2018 etwa 25 Unerschrockene der Einladung gefolgt und haben sich im Klostersaal des Münsteraner Kapuzinerklosters bewusst einem Thema ausgesetzt, das vielfach als „unsexy“ gilt. Neben dem sagenumwobenen Warmduscher hat sicherlich auch der „Bausparer“ seinen festen Platz im Negativranking der Uncoolen. Doch ist damit auch die Sache selbst ad acta zu legen?

Dr. Hartmut Beiker, geschäftsführender Gesellschafter der Münsterländischen Bank Thie und Co. KG und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Alexianerbrüder sowie der Moraltheologe P. PD Dr. Rudolf Hein, Leiter des IUNCTUS-Themenbereichs „Gesundheit und Spiritualität“, haben sich der konzeptuellen Icebucket-Challenge gestellt und nach dem Sinn des Sparens heute gesucht.

Dabei trat im Referat des Bankers Dr. Beiker deutlich zutage, dass hinter dem Sparen ein Sollen steht, das von der Pflicht zur Vorsorge, aber auch zur finanziellen Stabilisierung der Gesellschaft getragen ist. Damit sind die monetären Anreize durch den Zins nicht ausschlaggebend, Sparen ist wertvoll durch diese Faktoren, eben weil es auf ein gutes Leben (auch für die nachfolgenden Generationen) abzielt.
In Deutschland nimmt man offenkundig noch diesen Sinnhorizont wahr, so dass die Sparquote in den letzten 20 Jahren nahezu konstant geblieben ist. Dies weist auf ein habituelles Verhalten hin, das aber aufgrund der Vorbehalte gegenüber Aktienanlagen und des niedrigen Zinses gefährdet ist.

An dieser Stelle konnte Pater Rudolf anknüpfen und ein Tugendkonzept der Sparsamkeit entwerfen, das sich im Rahmen der Ethik des Hauses (Oikonomik) auf die Für- und Vorsorge richtet. Ziel: Das gute Leben aller im Haus. Damit geht es der Sparsamkeit nicht um Verzicht oder erzwungene Austerität, sondern um einen ausbalancierten (sehr wohl ökologisch bewussten) Lebensstil, der die eigene Zukunft, aber auch die der anderen mit in den Blick nimmt. Der bei den Griechen doch recht enge Horizont des Hauses (oikos) wird im Christentum auf die ganze Welt hin geweitet (Gott als oberster Hausherr der Welt) und schließt damit auch die Schöpfung und die Benachteiligten in diesen Für- und Vorsorgehorizont mit ein.

Wer sich das so verstandene Sparen wirklich spart, schiebt nicht nur bewusst die Nachhaltigkeit (= Handlungsprinzip der oikonomischen Ethik) beiseite, sondern auch die fürsorgende Hand des himmlischen Vaters.“