Dies academicus

Jedes Jahr wird im Dezember an der PTH der Dies Academicus begangen. Einen ganzen Tag widmen sich verschiedene Wissenschaftler der PTH, aber auch eingeladene Experten von außerhalb, der Theologie der Spiritualität unter verschiedenen Vorzeichen. Seit 2015 findet im Anschluss an den Dies Academicus auch der Actus Academicus statt, bei dem die PTH im formellem Rahmen ihre Absolventen ehrt, neue Professoren einführt und Ehrungen vornimmt.

Dies Academicus 2023

„Kontemplation – auf der Suche nach einer anderen Art zu leben“

Datum: 08.12.2023
Ort: Philosophisch-Theologische Hochschule Münster, Kapuzinerstr. 27, 48149 Münster
Anmeldung: nazryqhat@cgu-zhrafgre.qr
Bitte teilen Sie uns im Rahmen Ihrer Anmeldung mit, ob Sie den ganzen Tag anwesend sein werden. Falls nicht, informieren Sie uns bitte darüber, welche Vorträge Sie hören möchten und ob Sie sich für das Mittagessen anmelden. Vielen Dank!

Für die Antike und noch das ausgehende Mittelalter war es klar: Die Würde und die Größe des Menschen kommt nicht durch seine Funktionen, äußerlichen Erfolge und ständigen Bestrebungen nach mehr, sondern in der Muße, im Fest, im Spiel, in der Musik, der freien Kunst, vor allem im ausgesparten Raum für das Unverfügbare – eben der Kunst der Kontemplation.

Heute richtet sich der Blick für den unruhigen „Westen“ bei dieser Suche gegen „Osten“. Vielfältig sind die gegenwärtigen Suchbewegungen, um wieder in eine kontemplative Haltung zurückzugelangen, um aus einem Lebensstil der Überforderung und Ausbeutung der eigenen Person und dieser Welt herauszufinden. Der Studientag widmet sich den Grundlagen, beleuchtet Praxisformen, scheut nicht die Zeitanalyse und will Brücken bauen zwischen verschiedenen Traditionen in der westlichen und östlichen Hemisphäre.

Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.

Programm

9.00 Uhr
Ungegenständliche Meditation und transverbales Beten. Christliche Kontemplation im 20. und 21. Jahrhundert.
Prof. Dr. Simon Peng-Keller (live zugeschaltet)
Professur für Spiritual Care
Universität Zürich

anschl. Kaffeepause

11.00 Uhr
Kontemplation als Befreiung. Zur Kritik der modernen Arbeitskultur.
Prof. Dr. Berthold Wald
Universität Paderborn

12.20 Uhr
Mittagessen

14.30 Uhr
Kaffeepause

15.00 Uhr
Vom Loslassen aller Identifikationen. Die Haltung der ‚Nonpossessiveness‘ als Spur zu einem erfüllten Leben in Thomas Keating’s Centering Prayer
Prof.in Dr. theol. Kristina Kieslinger
Romano-Guardini-Professur für Ethik,
Fachbereich Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften
Katholische Hochschule Mainz

16.30 Uhr
„Der ganz und gar Glückliche ist einer, der schaut.“ (Josef Pieper). Was Glück mit Kontemplation zu tun hat“ (Workshop)
Studierende des Graduiertenkollegs der PTH Münster

Actus academicus

Prof. Dr. Alexander Löffler SJ (Frankfurt/M.) spricht zu dem Thema:
Kontemplation als interreligiöse Brücke? Christsein und spirituelle Zweisprachigkeit

Im Anschluss findet die Überreichung der Zeugnisse an die Graduierten und der Ernennungsurkunden an die neuberufenen Professoren statt.

Klara von Querenburg (Erfurt) bildet mit Harfenmusik und Gesang den musikalischen Rahmen.

Nach dem Vortrag laden wir Sie zum Gespräch und Beisammensein in das Refektorium des Klosters ein.

Publikationen

Zu jedem Dies Academicus erscheint im jährlichen Turnus ein Sammelband, in dem die Referenten ihre Vorträge zum Thema veröffentlichen. Der Band wird ergänzt durch Beiträge der Lehrenden der PTH, die sich aus ihrer jeweiligen Fachperspektive mit der Thematik beschäftigen. Somit schärft die Publikation auch das Profil der PTH mit ihrem Schwerpunkt der Theologie der Spiritualität

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Weisheit.
Spiritualität für den Menschen
Aschendorff-Verlag, Münster 2021

Weisheit – ein großes Wort in der Geschichte der Kulturen und Völker. Ein anziehendes Wort auch in unseren Tagen. Mit der Weisheit scheint die Fähigkeit verbunden zu sein, sich nicht in Teilbereichen und Expertokratien zu verlieren, sondern sich auf das Leben als Ganzes zu beziehen und gut zu handeln.
Weisheit mag selten, der Weise noch seltener sein. Wenn Weisheit jedoch aufscheint, dann wird mit ihr geistige Stärke und Gelassenheit, Einklang und Stimmigkeit in der Lebensführung verbunden, ja ein Handeln, das andere stärkt und sie aufrichtet. Nicht die Intelligenz oder sein umfangreiches Wissen, noch seine Verstandesschärfe machen einen Menschen weise, so die Traditionen vieler Völker. Sie ist jedem zugänglich unabhängig von Herkunft, Beruf und Bildungsgrad.
Was ist sie? Sie scheint nicht so sehr Richtigkeitswissen, sondern Richtungswissen und Wichtigkeitswissen zu sein. Erhebt sie sich über die Leidenschaften, über die gesellschaftlichen Dringlichkeiten und über die Vielfalt der Auffassungen, so die klassische Sicht des stoischen Weisen?
Spätestens seit der Neuzeit soll die Wissenschaft das letzte Wort haben, nicht die Weisheit. Dies selbst in der Philosophie, die sich als „Liebe zur Weisheit“ ihren Weg bahnte. G. W. F. Hegel hat dafür die berühmte Parole ausgegeben, dass die Philosophie „ihren Namen der Liebe zum Wissen ablegen“ und „wirkliches Wissen“ – „Wissenschaft“ – werden solle. Am Beginn des 20. Jahrhunderts hat E. Husserl sekundiert: „Die Wissenschaft hat gesprochen, die Weisheit hat von nun ab zu lernen.“ Können wir diesem Satz noch folgen oder brauchen wir eine lebensnotwendige Kehre am Beginn des 21. Jahrhunderts?

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Frieden.
Spiritualität in verunsicherten Zeiten
Aschendorff-Verlag, Münster 2020

Verunsicherung kann heilsam sein; sie kann aber auch zu Zerrissenheit, Angst und Unfrieden führen. Nicht selten dient sie als Entschuldigung für das Ausbleiben von entschiedenem Einsatz oder provoziert panische Reaktionen, wie Ab- und Ausgrenzungen. Sie hat im Menschen viele Facetten: physisch, emotional und intellektuell und verursacht gesellschaftliche Verwerfungen.
Unter dem Titel „Frieden – Spiritualität in verunsicherten Zeiten“ nehmen die Autoren aus der Perspektive ihrer wissenschaftlichen Disziplin die Gegenwart in den Blick. Theologie der Spiritualität, Gesellschafts- und Humanwissenschaften suchen das Gespräch.

Was und wie kann christliche Spiritualität tragfähige Hinweise für eine Lebensführung geben, die sich der prägenden Herausforderung der Gegenwart stellt: „Verunsicherung“.

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Präsenz.
Zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität
Aschendorff-Verlag, Münster 2019

Geht es der Spiritualität am Ende um Ähnliches wie der Kunst: nicht um Kunst-Stücke, sondern um Präsent-Werden werden von Raumen, Gegenständen und Lebenserfahrungen? Die Wirkung ist nicht statisch, sondern ein Gegenwärtig-Werden von Fragen, Ahnungen, Zusagen, Brüchen und Irritationen, ein neues Verständnis der Gegebenheiten, der einen „anderen Zustand“ mit sich bringt. An diesem Punkt der Transformation gibt es eine tiefe Verwandtschaft zwischen geschenkt-gelungenem, spirituellem Vollzug und der geschenkt-gelungenen Begegnung mit einem Kunstwerk. Wozu hin?
Zur Berührung – durch die äußeren und inneren Sinne?
Zur Öffnung – für die existentielle Wahrheit?
Zum Überschritt – aus der Funktion?
DA-hin. Spiritualität und Kunst, zwei Schulen der Präsenz.
Welche Kunst und welche geistliche Lebenskunst führt in das Wunder der Wahrnehmung, oder anders formuliert, was führt in die Tatsache der Gegenwart, der Präsenz der Dinge, die uns aus- und leer räumt, wie einen Trinkbecher, den man in einen Wasserfall hält, und doch ganz erfüllt? DA.
Die Beiträge dieses Bandes verfolgen Spuren von der Kunst zur Spiritualität und von der Spiritualität zur Kunst.

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Zeugnis.
Zum spirituellen Ursprung und zur Präsenz des Christlichen
Aschendorff-Verlag, Münster 2018

Was und woraufhin glauben wir? Gott erscheint mir zuerst als ein Wesen, an das andere Menschen mehr oder weniger glauben. Gott ist gegeben im Zeugnis der anderen, gewissermaßen innerhalb der Anführungszeichen ihrer Rede von Gott und ihres Verhaltens zu Gott. Die Gestalt ihres Glaubens ist mitentscheidend dafür, wie mir „Gott“ begegnet. Fällt das Zeugnis gänzlich aus, wird es schwierig. „Zeugen“ können mir Gott aber auch verstellen. Das Zeugnis bedarf der Deutung und des klärenden Begriffs, auch des Glaubwürdigkeitsnachweises, sonst verliert es sich in Beliebigkeit, Fanatismus oder Tyrannei. Wie weit muss, wie weit kann die (theologische) „Aufklärung“ des Zeugnisses und der Verkündigung gehen? Wo muss das verkündete Zeugnis stören und verstören in den Geläufigkeiten des Denkens? Wann ist es nicht nur Gegenstand, sondern Widerstand, der zu einem neuen Denken anregt? Wie heute Gott und den Glauben an das Evangelium glaubwürdig bezeugen? Noch weitgehender gefragt: Wie bezeugt sich der Herr „Heute“ selbst? Ist seine Gegenwart spiritueller Ursprung des Christlichen?

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Spiritualität.
Auf der Suche nach ihrem Ort in der Theologie
Aschendorff-Verlag, Münster 2017

Ein Zauberwort besonderer Art ist das Wort „Spiritualität“. Damit ist mehr als nur ein Randphänomen berührt. Das Heute könnte möglicherweise als „spirituelles Zeitalter“ in die Geschichte eingehen. Ende der 1970er Jahre noch ein avantgardistischer Szenebegriff alternativer Kreise, ist „Spiritualität“ heute ein soziokultureller Leitbegriff. In ihm bündeln sich Prozesse des gesellschaftlichen Wandels in Bezug auf das Verständnis von Sinn, Werten und Religion. Traditionsgebundene Gotteserfahrungen können mit diesem Wort benannt werden und weniger traditionelle Erfahrungsweisen Gottes bis zu rein säkularen Praxisformen im Raum zeitgenössischer Experimentier- und Suchbewegungen, die „Sinn“ authentisch erfahrbar machen wollen. Spirituelle Sehnsucht kann, muss heute aber nicht heißen: religiöse Sehnsucht. Bei aller Ambivalenz der Phänomene: „Spiritualität“ ist eine Schlüsselkategorie für die Bedeutung von Religion und Sinn in der Spätmoderne.
In diesem Zusammenhang tauchen häufig andere Signalwörter auf: „Glück“, „Weisheit“, „authentisches Leben“ und „Ganzheitlichkeit“. Menschen sind auf der „Reise nach sich selbst“, suchen in einer mobilen, flexiblen, auf Effizienz getrimmten Gesellschaft nach „Verzauberung“ in Abenteuer und Erlebnis, sie verlangen nach „Heilung“, „Festigkeit“ und „Orientierungswissen“, nach „wirklicher Gemeinschaft“ und „Verbundenheit“. Ist das als „esoterisch“ zu belächeln? Ist es nur religionssoziologisch zu vermessen, zu analysieren und zu etikettieren? Verweigert die Theologie den substantiellen Dialog? Kennt sie den Reichtum der christlichen spirituellen Tradition, um ihn ins Spiel zu bringen? Hilft sie unterscheiden und stärken? Ist sie von ihrem ganzen Denkgestus noch genügend „spiritualitätssensibel“ bei ihrer Sache? Ein nicht geringer Grund für den oft beklagten Relevanzverlust der Theo-logie liegt hier.
Die PTH Münster in Trägerschaft der Deutschen Kapuzinerprovinz hat die „Theologie der Spiritualität“ zum theologischen Arbeitsschwerpunkt gemacht. Das ist nicht nur eine Fachbereichsbezeichnung, sondern die Herausforderung an alle Dozierenden, sich aus der Perspektive ihrer Disziplin dem Thema „Spiritualität“ zu stellen und grundsätzlich nach ihrem Ort in der Theologie zu suchen.
Das Ergebnis liegt nun in Buchform vor, bereichert durch Beiträge, mit denen inspirierende Gäste beim Dies academicus der PTH am 8. Dezember 2015 die theologische Auseinandersetzung mit Spiritualität beflügelt haben.

Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hgg.)
Armut
Zur Geschichte und Aktualität eines christlichen Ideals
Aschendorff Verlag Münster 2015, kartoniert., € 24,80, ISBN 978-3-402-13137-4

Im Jahr 2015 feierten die Kapuziner das Privileg, das ihnen vor 400 Jahren in Münster gewährt wurde:
Es wurde ihnen erlaubt, in der Stadt zu ‚betteln und zu predigen‘. Dies überhaupt zu wollen und die
Erlaubnis dazu ein ‚Privileg‘ zu nennen, erscheint auch heute nicht selbstverständlich. Daher wurde am 8. Dezember 2014 ein Symposium der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Münster im Vorlauf zum traditionellen Actus Academicus abgehalten, mit dem Titel „Betteln und Predigen. Wie arm soll die Kirche sein?“ Der Band dokumentiert die Vorträge des Symposiums sowie weitere Beiträge von Lehrenden der PTH.

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